New Work Train

Ein Reiseexperiment in die Arbeitswelt von morgen





Mittwoch, 6. September 2017, Hamburg Hauptbahnhof: Wie (fast) immer geschäftiges Treiben auf Deutschlands meistfrequentiertem Bahnhof. Auf Gleis 14 ist für die Abfahrt um 10:01 Uhr der ICE 787 nach München angekündigt - ein typischer Taktzug im Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn. Ein Detail ist heute allerdings ungewöhnlich: "Das ist der ganz Neue!". Mit dieser Feststellung eines älteren Fahrgastes gegenüber seiner Begleitung am Bahnsteig kommt heute kein für diese Linie üblicher ICE der ersten Generation aus den 90er Jahren zum Halten. Und noch etwas ist anders: Im Abschnitt A hat sich eine Reisegruppe voller Visionen zusammengefunden. Referenten, Journalisten, Blogger und weitere Gäste der DB betreten für eine spezielle Veranstaltung den Wagen 14:

Willkommen im New Work Train. Was ist das? Die Gesellschaft bewegt sich in stetigem Wandel: Arbeitsbedingungen verändern sich, die Digitalisierung ermöglicht und erfordert sicher auch eine vollkommen neue Dynamik, um sich optimal entfalten zu können. Wie lässt sich das perfekt nutzen, welche Chancen bieten sich - auch im Kontext mit dem eigenen sozialen Umfeld/der Familie. Das gilt es zu diskutieren und was liegt näher, als New Work in einem innovativen Produkt erlebbar zu machen: Dem neuen ICE 4 der Deutschen Bahn. Aktuell im Probeeinsatz und ab dem 10. Dezember im Regelbetrieb wird diese ICE-Generation das Reisen von morgen bestimmen.


Start des New Work Train: Moderator Mathias Haas

ICE 787 rollt nahezu geräuschlos aus der Hansestadt.
Vorbei an der HafenCity und über die Elbbrücken nimmt der Zug Fahrt auf. "Willkommen auf einer extremen Veranstaltung": Mit diesen Worten gibt Moderator
Mathias Haas das Startsignal zum 250 km/h-Experiment. Zunächst einmal gilt seine Aufmerksamkeit unserem heutigen Konferenzraum. Das Design des ICE 4 fällt gegenüber herkömmlichen Zügen sowohl von außen als auch innen durch Veränderung auf. Wie schon in der Vorgängergeneration ICE 3 ist der Antrieb "Unterflur" angebracht, es fehlt also der Triebkopf an der Zugspitze. Kostenfreies WLAN und Repeater sorgen für zeitgemäße Erreichbarkeit und Kommunikation. Gepäckablagen sind im Großraum so gestaltet, dass Koffer "im Blick des Fahrgastes" bleiben können. Eine tageszeitabhängige LED-Steuerung sorgt für eine angenehme Lichtstimmung. Auch für das Personal ändert sich die Arbeitswelt. So ist unser heutiger Betreuer mit einem Headset ausgerüstet, um sich direkt im Kundenkontakt am Platz beispielsweise über aktuelle Kapazitäten und Vorräte im Bordrestaurant erkundigen zu können.



Wesentliche Informationen im Blick: Monitore an der Decke in jedem Wagen


Praktisch: Reservierungsinformationen direkt am Sitz und taktile Darstellung der Sitzplatznummern für sehbehinderte Fahrgäste

Als erster Redner konnte für diese Veranstaltung Markus Albers gewonnen werden. Er ist Autor, Berater und Gesellschafter von "Rethink" und gibt uns eine Bestandsaufnahme zur bestehenden Netzwerkgesellschaft, zur Mobilität und zum Job. Durchaus nutzen schon zahlreiche Fahrgäste die Fernzüge (und auch den Regionalverkehr) für mobiles Arbeiten. Er stellt fest, dass Zeit als bisher typische Maßeinheit für Arbeitsleistung einfach nicht mehr funktioniert. Statt Zeit sollte die Leistung an Ergebnissen gemessen werden. Er hinterfragt aber auch die Vereinbarkeit Beruf/Familie. Werden und können Wünsche von Mitarbeitern seitens der Arbeitgeber umgesetzt werden? Der Wunsch nach einer 4-Tage Woche. Nach einem Sabbatical. Oder nach anderen individuellen Bedürfnissen. Auch die Kultur gilt es zu hinterfragen: Ist das Terminangebot "22 Uhr" für ein Telefonat oder gar Meeting mit einem begehrten Geschäftspartner noch optimal oder driften wir in die Absurdität? Es wird immer verschiedene Strategien geben, das Definieren eigener Regeln aber wird ein Erfolgsrezept sein. "Telefon ja / Smartphone nein" zu bestimmten Zeiten sei hier einmal als Beispiel genannt.

Wir sitzen im Zug - selbstverständlich sollte die Bahn heute also nicht nur mit den üblichen Bordansagen zu Worte kommen. ICE 787 rauscht durch die Lüneburger Heide und
Sebastian Sooth, Start up Manager in der DB Mindbox Berlin, übernimmt das Mikrofon. Er ist für den Spagat "Zwischen Konzernregeln und Freestyle" zuständig. Zunächst berichtet er von - inzwischen überholten - alteingebrachten Denkmustern in anderen Firmen ("Von woanders arbeiten... das wollen unsere Mitarbeiter nicht") und wechselt daher schnell zurück in das Jahr 2017: "Wie verändern neue Technologien das Bahnreisen?". Genau das wird ausgiebig und kreativ getestet: Die Bahn lebt "Open Data". U.a. auf nunmehr zahlreichen Hackathons sind Programmierer und kreative Köpfe eingeladen, um aus dem bereitgestellten Datenmaterial greifbare Lösungen für bequemes Bahnreisen zu entwickeln und auszuprobieren.



Tobias Kremkau (l.) und Sebastian Sooth (r.) stellen fest: New Work bringt ziemlich Spaß

ICE 787 befindet sich schon im Zulauf auf Hannover und Tobias Kremkau, Coworking Manager aus Berlin, nimmt uns mit auf seine Reise. Er lebt die Coworking-Idee intensiv und erfolgreich aus. Warum immer am eigenen Schreibtisch arbeiten? Warum überhaupt am eigenen Schreibtisch arbeiten? Er tourte arbeitend zwei Monate lang am Stück durch Europa und erst nach sieben Wochen stellten seine Chefs fest, dass er sich gar nicht am regulären Arbeitsplatz befindet. Warum auch? Seine These, dass wir erfolgreich ortsunabhängig arbeiten können, konnte er somit perfekt belegen (und parallel seine Fremdsprachenkenntnisse signifikant verbessern).

Wie passt das nun alles zusammen? Für welche Zielgruppe bietet der ICE 4 einen Arbeitsplatz? Pendler sind eine Zielgruppe für Coworking - auch und besonders im ICE 4. Unser "787" zieht an Hildesheim und den Ausläufern des Harzes vorbei, währenddessen entwickelt sich im Zug eine lebhafte Diskussion. WLAN und Stromanschluss am Platz sind existenziell für erfolgreiche und effiziente Arbeit. Von Seiten der Gäste wurden aber auch Bedenken geäußert. Die Sitzbereiche sind offen "mit Durchblick zum Vordermann" gestaltet. Wie gehe ich daher mit sensiblen Daten um? Wie und wo kann ich vertrauliche Telefonate führen? Kann ich mich mit meiner Begleitung kreativ austauschen, ohne andere Fahrgäste zu stören? Je nach Branche sind auch dies Entscheidungskriterien für die Annahme dieser Arbeitsplatzoption.


 
Austausch und Diskussionen zwischen Hamburg und Kassel

Fazit während der Fahrt über die Werrabrücke parallel zur Autobahn A7, welche an dieser Stelle immer wieder den Systemvorteil des Verkehrsträgers Bahn/Schiene zeigt: Sie bietet uns einzigartigen Freiraum, während wir mobil sind. Diesen Freiraum gilt es zu nutzen. DB Fernverkehr wird einen wesentlichen Teil dazu beitragen. Vielleicht irgendwann sogar mit einem Business-Wohlfühlpaket: Ein Pauschalpreis für die Fahrtleistung, für einen besonderen Arbeitsplatz - je nach Bedarf gar mit Monitoranschluss und Druckmöglichkeit - und für ein Inklusivcatering. Sei es ein Kaffeeautomat zur Selbstbedienung direkt im Wagen, Service aus dem Bordrestaurant oder auch eine kleine Obst- und Snackbar in Platznähe, um im Kopf jederzeit Freiraum für neue Ideen zu schaffen.

12.23
Uhr, Ankunft in Kassel-Wilhelmshöhe: Ende des New Work Flows und somit Danke für Inspiration, Austausch und Organisation an:

Christine Schlosser (Marktkommunikation DB Fernverkehr AG)
Sebastian Sooth (DB Mindbox Berlin)
das DB Medienteam Fernverkehr
unseren Betreuer Herrn Petersen vom Zugteam des ICE 787
sowie Dank an alle Begleiter für die vielen guten Gespräche

Zu dieser Thematik ist u.a. bei
inside.bahn.de ebenfalls ein Beitrag erschienen.


Sie möchten den
#ICE4 auch testen? Weitere Informationen hier oder live im Probebetrieb: Aktuell in den Zügen ICE 581, 582, 786 und 787 zwischen Hamburg und München, wobei aufgrund der Testphase jederzeit auch ein ICE 1 eingesetzt werden kann. Bis Ende Oktober sind zudem vereinzelt Einsätze zwischen  Hamburg und Stuttgart sowie zwischen Hamburg und Berlin vorgesehen. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember folgt der Start des Regelbetriebes. Hier sind zunächst drei Zugpaare zwischen Kiel/Hamburg und Stuttgart über Kassel und Frankfurt sowie weitere Zugpaare zwischen Kiel/Hamburg und München über Kassel und Würzburg geplant. Der konkrete Fahrplan wird im Oktober bekanntgegeben.


Die Ideen und Ergebnisse dieser Veranstaltung wurden von Eli Breuing (Riesenspatz) mit dem folgenden Graphic Recording illustriert:



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