Viele Fernzüge der Deutschen Bahn durchqueren Deutschland
beinahe komplett von Nord nach Süd oder von Ost nach West.
Teilweise sind die Züge weit über 10 Stunden unterwegs. Wie
sieht es da beim Lokpersonal aus? Fährt da jemand die gesamte
Strecke durch oder findet ein Wechsel statt? Wird am Ziel
übernachtet und geht es am nächsten Tag erst wieder zurück?
Diese Seite gibt einen kleinen Überblick.
Das Lokpersonal bei DB
Fernverkehr ist dezentral organisiert. Im Streckendienst tätige
Mitarbeiter sind auf aktuell 26 Standorte aufgeteilt. Von dort
aus starten sie ihren Dienst im Rahmen der gesetzlich geregelten
Arbeitszeit. Grundsätzlich wird angestrebt, dass ein Lokführer
zum Ende der Schicht wieder seinen Heimatstandort erreicht.
Die typische
Schichtstruktur sieht wie folgt aus:
Folgende Muster kommen
ebenfalls vor:
sowie weitere
Konstallationen ähnlicher Art.
In einigen Fällen lässt es
sich nicht vermeiden, dass auswärtige
Übernachtungen nötig sind. Hier werden
entsprechende Hotelkapazitäten gebucht, um Ruhezeit zu gewähren.
Die Übernachtungsschichten hängen mit der unterschiedlichen
Personalstärke der einzelnen Einsatzstellen, aber auch mit dem
Fernverkehrsangebot auf dem jeweiligen Streckenabschnitt
zusammen. Erreicht ein Zug seinen Zielbahnhof erst nach Abfahrt
des letzten Zuges in die Gegenrichtung, bleiben als Alternative
entweder Gastfahrten mit einem anderen Unternehmen (z.B. DB
Regio) zurück zum Heimatbahnhof oder eben eine Übernachtung, um
am nächsten Tag den ersten Zug in die Gegenrichtung zu fahren.
Nicht zu verwechseln mit
einer "Übernachtung" sind Nachtschichten.
Lokführer fahren im unregelmäßigen Schichtdienst, d.h. der
Schichtbeginn kann zu jeder Tageszeit erfolgen und das
Schichtende ebenso. Typische Schichtzeiten können genauso von
4:27 bis 15:12 liegen wie 13:10-19:43, 19:16-2:19 oder
21:36-7:08.
Von den Einsatzstellen aus
sind unterschiedliche Strecken zu befahren. Voraussetzung für
die Zuteilung einer entsprechenden Schicht ist der Nachweis der
Streckenkunde. Dies ist in
der Personaldisposition elektronisch hinterlegt. Gleiches gilt
für das zugeteilte Triebfahrzeug. Bei DB Fernverkehr sind eine
Vielzahl von Lok- und ICE-Baureihen im Einsatz. Insbesondere bei
größeren Einsatzstellen ist es aus schlicht wirtschaftlichen
Gründen üblich, dass das Personal auf einzelnen Strecken und
einzelnen Baureihen nicht kundig/berechtigt ist. So ergibt sich
für das Personal teils ein unterschiedliches Portfolio der
Dienstgestaltung.
Von einigen Einsatzstellen
aus finden Dienste in das benachbarte
Ausland statt. Näheres hierzu in den Ausführungen
unten. Im Gegenzug ist entsprechend fremdes Personal im Netz der
DB unterwegs.
Die genannten 26 Standorte teilen sich die
mit Personal zu besetzenden IC/ICE-Linien sowie das
ÖBB-Nachtzugangebot und die existierenden
Leerzüge/Überführungen sehr flexibel auf. Es ist mit wenigen
Ausnahmen (am Rand des Fernverkehrsnetzes) somit nicht der
Fall, dass ausschließlich die Einsatzstelle A die ICE-Linie
x besetzt, die Einsatzstelle B ausschließlich die IC-Linie
y. Ebenso ist - mit wenigen Ausnahmen - kein
Streckenabschnitt einer bestimmten Einsatzstelle fest
zugeordnet. Zwischen Bahnhof A und Bahnhof B ist somit
i.d.R. nicht exklusiv die Einsatzstelle x zuständig, sondern
es fährt genauso Personal der Einsatzstelle y, z usw. Diese
Flexibilität setzt sich bei den einzelnen Wochentagen fort,
d.h. am Montag kann Zug a von Einsatzstelle x gefahren
werden, am Dienstag von Einsatzstelle y usw.
Durch das wochentagsabhängig
unterschiedliche Mobilitätsbedürfnis der Fahrgäste
(Wochenendpendler, Urlauber) ist es nicht immer möglich,
eine gesamte Schicht mit zu fahrenden Zügen zu planen.
Insbesondere am Wochenende existieren daher auch Schichten,
die eine oder mehrere Fahrten als Fahrgast beinhalten, um
wieder den Heimatstandort zu erreichen.
Basel Badischer
Bf
Bedingt durch die Randlage
im Streckennetz der DB konzentriert sich der Einsatz auf die
Rheintalbahn - aber auch darüber hinaus. Von Basel aus werden
folgende Strecken befahren:
Geprägt ist der Schichtalltag von Leistungen
mit den ICE-Baureihen 401 und 403/406. Die ergänzend zu
fahrenden IC/EC-Leistungen werden mit den BR 101 und 120
erbracht. Das Befahren der Verbindungsbahn nach Basel SBB
erfordert eine gesonderte Ausbildung. Neben Personal aus Basel
Bad verfügen darüberhinaus noch Mitarbeiter aus Frankfurt und
Karlsruhe über die entsprechende Berechtigung.
Drei typische Schichten:
Berlin
Als Start- und Endpunkt
zahlreicher Fernzuglinien liegt in Berlin ein hoher
Personalbedarf vor. Von Berlin aus werden folgende Strecken
befahren:
Entsprechend der Zugfrequenz liegen die
Schwerpunkte von Berlin aus in Richtung Hamburg, Hannover-Hamm
und Leipzig/Halle/Erfurt. Die EC-Züge in Richtung
Warschau/Danzig werden von Berliner Personal bis zum
Systemwechselbahnhof Frankfurt Oderbrücke gefahren. Ab dort
werden die polnischen Lokführer noch bis zum ersten Halt Rzepin
begleitet. Bedingt durch die unterschiedlichen Fernzuglinien
kommen zahlreiche Fahrzeuge zum Einsatz. Um alle Schichten aus
Berlin fahren zu können, ist Ausbildung auf den BR 101 (incl.
MET), 115, 120, 146, 183 (PKP), 401/402, 403 und 411/415 nötig.
Demnächst kommt die CD-193 hinzu, wenn die EC-Linie 27
Hamburg-Prag auf diese Lokbaureihe umgestellt wird. Recht neu
ist der Einsatz des ICE 3; dieser wurde mit Eröffnung der
Schnellfahrstrecke Leipzig/Halle-Erfurt-Nürnberg erforderlich.
Die ICE-Sprinter Berlin-München werden nicht durchgehend von
Berliner Personal gefahren (obwohl dies aus Sicht der
Arbeitszeit möglich wäre), sondern nur auf Teilabschnitten
von/nach Erfurt oder Nürnberg. Aufgrund der teils geringen
Distanz bestimmter Relationen kommt es vor, dass in einer
Schicht eine Strecke doppelt befahren wird (z.B. von Berlin aus
2x in einer Schicht nach Leipzig oder nach Hannover).
Neben Hamburg gehört Berlin - auf den Streckendienst bezogen
- zu den beiden größten Einsatzstellen des
Fernverkehrs. Die beiden kleinsten Einsatzstellen dagegen liegen
in Singen und Koblenz.
Drei typische Schichten:
In dieser graphischen Darstellung ist die Schicht als Zeitstrahl dargestellt. Dienstbeginn war um 5:48 Uhr (Zeitlegende außerhalb dieses Scanbereiches). Im weiteren Verlauf war zu leisten:
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Bremen
Im Norden ist Bremen
hauptsächlich für die IC-Relation Leer-Hannover verantwortlich.
Es werden aber auch weitere Strecken befahren, die
Gesamtübersicht ab Bremen:
Einsätze erfolgen für Bremer Personal auf den
Baureihen 101, 115, 120, 146, 401/402 und 411.
Drei typische Schichten:
Dortmund
Von Dortmund aus liegen die
Schwerpunkte in den diversen Verbindungen durch das Ruhrgebiet
und über die Schnellfahrstrecke nach Frankfurt. Aber auch
weitere Strecken werden befahren:
Personal aus Dortmund wird auf folgenden
Baureihen eingesetzt: 101 (incl. MET), 115, 120, 146, 401/402,
403/406, 407, 411/415 und 1116 (ÖBB)
Drei typische Schichten:
historische Beispielschichten aus Dortmund im Jahr 1999
Dresden
Von Dresden aus werden
folgende Strecken befahren:
Damit ist Dresden eine der Stellen, welche
internationale Einsätze fahren. Voraussetzung hierfür ist eine
erfolgte Ausbildung im fremden Netz (hier CD). Der Schwerpunkt
der Schichten liegt auf den Strecken nach Berlin und Leipzig.
Vor den Zügen kommen unterschiedliche Lokomotivbaureihen zum
Einsatz. Um alle Schichten aus Dresden fahren zu können, ist
Ausbildung auf den BR 101, 120, 146 (IC 2), 193 (Mehrsystemlok
der CD), 401/402 und 411/415 nötig. Die ICE der 1. und 2.
Generation (BR 401/402) erreichen Dresden nicht direkt, es
werden jedoch Züge zwischen Hamburg und Berlin sowie im Berliner
Raum gefahren.
Drei typische Schichten:
Erfurt
Erfurt ergänzt mit diversen
Leistungen einige größere Einsatzstellen im weiteren Umfeld (wie
Berlin, Leipzig und Frankfurt). Befahren werden folgende
Strecken:
Die Einsätze finden auf folgenden Baureihen
statt: 101, 401/402, 403, 411/415 sowie 285 (für
Abschleppfahrten)
Drei typische Schichten:
Frankfurt(Main)
Das zentral gelegene
Frankfurt am Main sorgt mit seinen zahlreichen IC/ICE-Linien für
eine Vielzahl an Direktverbindungen im nahezu gesamten
Bundesgebiet und in das anliegende Ausland. Entsprechend
außergewöhnlich vielfältig sind die von Frankfurt aus befahrenen
Strecken:
Die Einsätze finden auf folgenden Baureihen
statt: 101, 115, 120, 181, 218, 401/402, 403/406, 407, 411/415,
412, 610 (SBB), 1116 (ÖBB) und 4700 (TGV)
Drei typische Schichten:
Freilassing
Von Freilassing aus werden
folgende Strecken befahren:
Freilassing ist eine der kleineren
Einsatzstellen und das Personal hauptsächlich zwischen München
und Salzburg unterwegs. Gefahren wird auf den Baureihen 101,
115, 120, 411 und 1116.
Drei typische Schichten:
Hamburg
Hamburg gehört zu den
größeren Einsatzstellen; das Lokpersonal wird über die Bahnhöfe
Hamburg-Altona und Hamburg Hbf eingesetzt und befährt folgende
Strecken:
Die Schwerpunkte liegen aufgrund der
Zugfrequenz auf den Strecken nach Hannover, nach
Bremen(-Ruhrgebiet) und nach Berlin.
So vielseitig wie die Streckenauswahl ist der
Lokeinsatz. Für die Übernahme sämtlicher Schichten ist
Ausbildung auf den BR 101, 115, 120, 218, 401/402, 403, 411/415,
412 und dem dänischen IC 3 nötig.
Drei typische Schichten aus
Hamburg-Altona:
Drei typische Schichten aus
Hamburg Hbf:
historische
Hamburger Beispielschichten aus dem Jahr 1998
Hamm(Westf)
Der Schwerpunkt der
Einsatzstelle Hamm liegt auf den diversen Fernverkehrsstrecken
im Ruhrgebiet. Insgesamt werden folgende Strecken befahren:
Der Einsatz erfolgt auf den Baureihen 101,
120, 146, 402 und 403/406
Drei typische Schichten:
Hannover
Am Schnittpunkt der großen
Nord-Süd- und Ost-West-Relationen Hamburg-Frankfurt und
Berlin-Köln bieten sich auch aufgrund der jeweils hohen
Zugfrequenz zahlreiche Fahrmöglichkeiten. Insgesamt werden von
Hannover aus folgende Strecken befahren:
Der Einsatz erfolgt auf den Baureihen 101,
115, 120, 146, 218, 401/402, 403 und 411/415.
Drei typische Schichten:
Karlsruhe
Von Karlsruhe aus werden
recht vielseitig Strecken bis nach Nordrhein-Westfalen und
Bayern gefahren. Insgesamt handelt es sich um folgende
Relationen:
Der Einsatz erfolgt auf den Baureihen 101,
120, 181, 401/402, 403/406 und 1116.
Drei typische Schichten:
counter.de