Informationen und Bilder zur ehem.
Berliner Mauer
 und zur
Innerdeutschen Grenze
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Grenztruppen der DDR, wurde auf Uniformjacken (am Ärmel) aufgenäht




Nach dem Ende des 2. Weltkrieges 1945 zerfiel das Gebiet der heutigen Bundesrepublik in vier Zonen. Das Land wurde zwischen den Siegermächten USA, Großbritannien, Frankreich und Russland aufgeteilt. 1949 entstanden zwei neue deutsche Staaten. Im Westen (auf dem Gebiet unter der Verwaltung USA, GB und F) wurde am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Im Ostteil entstand am 07. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik. Die ehem. Reichshauptstadt Berlin wurde, ähnlich wie das Land, in vier Sektoren aufgeteilt. Im Westteil in je einen amerikanischen, einen britischen und einen französischen Sektor und im Ostteil in einen sowjetischen Sektor.

In den folgenden Jahren nach 1949 verließen viele Bürger wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse die DDR und siedelten in die Bundesrepublik über. Die Regierung der DDR wußte sehr wohl, dass sie auf die ihr Land verlassenden Menschen angewiesen war. Es gelang ihr jedoch nicht, die Bürger freiwillig im Land zu halten.

Aus diesem Grund wurde 1952 begonnen, die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik durch Zäune und Bewachung zu sichern. Es wurde eine fünf km breite Sperrzone eingerichtet, die nur mit Genehmigung betreten werden konnte. Hieran folgte westwärts ein 500 Meter breiter Schutzstreifen und schließlich in unmittelbarer Grenznähe ein zehn Meter breiter Kontrollstreifen. Ein Schlupfloch blieb jedoch Berlin. Zwischen den drei westlichen und dem östlichen Sektor gab es zwar eine kontrollierte Grenze; die Menschen konnten jedoch relativ ungehindert von einem in den anderen Sektor gehen bzw. fahren.

1961 nahm die Flüchtlingswelle über Berlin für die DDR bedrohliche Ausmaße an. Im August wurde daher beschlossen, den sowjetischen Sektor und das Berliner Umland von den drei westlichen Sektoren zu trennen. Am frühen Morgen des 13. August 1961 begannen Hunderte von Volkspolizisten und Soldaten der DDR, das östliche Berlin sowie das Umland von West-Berlin abzuriegeln. Zunächst wurde provisorisch Stacheldraht ausgerollt. Bereits in den nächsten Tagen wurde begonnen, diesen durch eine Steinmauer zu ersetzen. Menschen, die direkt im Ostteil an der Sektorengrenze lebten, mussten ihre Wohnungen verlassen. Türen und Fenster in Richtung Westen wurden zugemauert.

Sämtliche Straßenverbindungen - außer die Grenzübergänge - wurden gesperrt; ebenso die Bahnverbindungen in den Westteil Berlins. Westberliner U- und S-Bahnlinien fuhren auf Ostberliner Stationen fortan ohne Halt durch; die Zugänge zu diesen Bahnhöfen wurden verschlossen. Am 23. August gab es noch sieben Übergänge zwischen West- und Ostberlin: Bornholmer Str., Chausseestr., Friedrichstr., Heinrich-Heine-Str., Invalidenstr., Oberbaumbrücke und Sonnenallee.

In den folgenden Tagen und Wochen kam es zu dramatischen Fluchtversuchen in den Westen. Mit jeder geglückten Flucht erhielt die DDR jedoch Kenntnisse über Schwachpunkte in der Grenzsicherung und sicherte diese Abschnitte zukünftig noch intensiver. Zum Teil waren für eine Flucht monatelange Vorbereitungen nötig. Beispielsweise wurden in Mauernähe Wohnungen angemietet. Von dort aus wurden Tunnel gegraben, durch die Flüchtlinge in den Westteil Berlins gelangten.

Ein Lokführer fuhr mit seinem Zug, welcher eigentlich in einem Berliner Vorort in Grenznähe enden sollte, Ende 1961 über das Ziel hinaus und kam erst im Westteil der Stadt zum Stehen. Die Folge war, dass Züge künftig zwingend in Grenzbahnhöfen halten mussten. Es wurde durch Sperren unmöglich, die Weichen und Signale so zu stellen, dass ein Zug durch einen dieser Bahnhöfe ohne Halt durchfahren konnte.

Eine der vielleicht genialsten "Ausreisen" gelang 1979 zwei Familien nach Bayern. Sie flüchteten in einem selbstgebauten Heißluftballon in über 2000 Metern Höhe über die innerdeutsche Grenze. Andere flüchteten in extrem niedrigen Autos  unter Schlagbäumen hindurch; 1968 baute sich ein Mann ein Mini-U-Boot, welches ihn durch das Wasser der Ostsee in Richtung Westen zog. Auch diese Flucht glückte.

Mit der Zeit wurde die Grenzsicherung immer perfekter und die Anzahl der Flüchtlinge geringer.

Zwischen dem 13.8.61 und Ende 1962 flüchteten 14268 Personen unter Lebensgefahr über die innerdeutsche Grenze bzw. die Berliner Mauer, 1964 waren es nur noch 3155, 1974 969 Flüchtlinge und 1985 schafften es gerade 160 Menschen, die Sperranlagen zu überwinden.

Diesen Zahlen stehen zahlreiche missglückte Fluchtversuche gegenüber. Wieviele Personen tatsächlich scheiterten, ist bis heute nicht bekannt; ebensowenig die Anzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Fluchtversuchen. In diversen Publikationen sind unterschiedliche Opfer-Zahlen aufgeführt. U.a. hat sich die "Arbeitsgemeinschaft 13. August" im Haus am Checkpoint Charlie dieser Thematik angenommen. Zunächst galt es, eine Definition für Opfer an der innerdeutschen Grenze bzw. in Berlin zu finden. Welche Todesfälle zählen zu dieser Gruppe; welche nicht? Ab dem 13. August 1961 bis zur Mauereröffnung im November 1989 starben an der Berliner Mauer 239 Menschen. Das erste Opfer war bereits am 13.8.61 zu beklagen. In den kommenden Tagen (am 19. und 22. August 1961) starben zwei Menschen beim Absturz aus einem im Osten gelegenen Haus. Der Bürgersteig gehörte zu West-Berlin; die Fenster in den oberen Stockwerken boten zu dieser Zeit noch eine Fluchtmöglichkeit. Am 24. August 1961 fielen die ersten tödlichen Schüsse in Berlin. Im Humboldthafen unmittelbar am Lehrter Stadtbahnhof wurde ein nach Westen schwimmender Flüchtling von Angehörigen der Grenztruppen getötet. Eine beispiellose Blutspur zog sich in den kommenden 28 Jahren durch Berlin; erst am 5. Februar 1989 sollte sie ein Ende finden. Wenige Monate vor der Wende zahlte ein 20jähriger Mann an diesem Tag seinen Fluchtversuch mit dem Leben. Er war jedoch nicht das letzte Todesopfer an der Berliner Mauer. Einen Monat darauf stürzte ein Flüchtling in einem selbstgebauten Heißluftballon ab und im April ertrank ein weiterer Flüchtling.

An der innerdeutschen Grenze starben seit dem 13.8.61 271 Menschen. Die letzten tödlichen Schüsse fielen im Januar 1987, das letzte Todesopfer ist mit dem 23. Mai 1988 datiert. Wie in Berlin wurde ein Großteil der Opfer durch Schüsse getötet. Hinzu kamen noch Todesopfer durch ausgelöste Selbstschussanlagen und durch Minen. Beide "Grenzsicherungssysteme" fehlten am Ring um West-Berlin, da die Bebauung hier recht eng war und von daher wegen der zu erwartenden Öffentlichkeitswirkung diese Anlagen nicht zum Einsatz kamen. Die Existenz von Selbstschussanlagen wurde von der DDR-Führung auf Anfrage zunächst gar geleugnet. Ein zuvor aus DDR-Haft freigekaufter Mann wagte (nun aus dem Westen kommend) den Abbau einer dieser Anlagen. Er konnte schließlich zwei Anlagen in den Westen und die DDR-Führung somit in Erklärungsnot bringen. Im April 1976 wurde dieser Mann beim Versuch, einen weiteren Automaten abzumontieren, aus der DDR heraus erschossen. Selbstschussanlagen und Minen wurden bis Mitte der Achtziger Jahre komplett abgebaut.

Dies sind jedoch nicht alle Opfer der deutschen Teilung. Hinzu kommen Opfer, welche vor dem 13.8.61 ums Leben kamen, Tote an Grenzen zu Drittländern (Polen, Tschechoslowakei), an Seegrenzen, bei Fluchtmöglichkeiten aus Drittländern heraus (z.B. Bulgarien, Ungarn). Weiterhin wurden fahnenflüchtige Angehörige der sowjetischen Truppen in der DDR als Opfer registriert, Tote, welche im Hinterland, also nicht unmittelbar an der Grenze ums Leben kamen, Angehörige von Nachrichtendiensten, Angehörige der DDR-Grenztruppen und Opfer bei Flugzeugabschüssen bzw. -entführungen. So diese Kriterien berücksichtigt werden, können mit Stand August 1997 insgesamt 916 Opfer beklagt werden. Auf der Ostsee starben noch im Mai 1989 Opfer durch Ertrinken. Ein weiterer Mann kam, als letztes Opfer an der Ostsee, am 6. Juli 1989 ums Leben. Zu dieser Zeit öffnete sich Ungarn dem Westen; ein "paneuropäisches Frühstück" direkt an der ungarisch-österreichischen Grenze schreibt am 19. August 1989 Geschichte, da an diesem Tag der Grenzzaun für Flüchtlinge geöffnet wurde (Hintergrund: Ungarn konnte von Bürgern der DDR i.d.R. problemlos bereist werden und war als Urlaubsland beliebt). Bereits am 2. Mai 1989 durchtrennte der damalige ungarische Außenminister Gyula Horn an der Grenze zu Österreich den Stacheldraht und lockerte somit die Grenzsicherungen seines Landes. Welche Auswirkungen dies letztendlich für alle DDR-Bürger haben würde, konnten die letzten Opfer an der Ostsee nicht wissen.
 
 

Wie war die Grenze gesichert?

1. Grenze zwischen Berlin(West) und Berlin(Ost) sowie dem Berliner Umland:

Länge der Grenze zwischen Berlin(West) und Berlin(Ost): 43,1 km
Länge der Grenze zwischen Berlin(West) und dem Umland: 111,9 km


Betonplattenwand mit Rohrauflage (Mauer) 106 km
Metallgitterzaun 66,5 km
Grundstücksmauern 0,5 km
Beobachtungstürme 302
Bunker 20
Hundelaufanlagen 259
Kfz-Sperrgräben 105,5 km
Kontakt- bzw. Signalzaun 127,5 km
Kolonnenweg 124,3 km
Stand: 31.07.89; Quelle: Innenministerium der Bundesrepublik Deutschland

 

2. Innerdeutsche Grenze:

Länge der Grenze: 1378,1 km
 
 
Metallgitterzaun (MGZ) 1265,0 km
Grenzsperr- und Signalzaun (GSSZ) 1185,7 km
Hundelaufanlagen 71,5 km
Betonsperrmauern 29,1 km
Kfz-Sperrgräben 829,2 km
Kolonnenweg 1339,1 km
Lichtsperren (Bogenlampen) 232,4 km
Erdbunker/Unterstände am MGZ 425
Erdbunker/Unterstände am GSSZ 48
Beobachtungstürme am MGZ aus Beton 425
Beobachtungstürme am GSSZ 49
Beobachtungstürme aus Holz oder Stahl 155
außerdem bis November 1984: Selbstschussanlagen: Anzahl ca. 60.000 Stück 339,1 km
Minenfelder (Stand Ende 1979; bis 1985 abgebaut) 292,5 km
Stand: 30.06.89; Quelle: Innenministerium der Bundesrepublik Deutschland

Ergänzend hierzu sollte erwähnt werden, dass die eigentliche Grenze meist nicht durch das letzte, westlich gelegene, Sperrelement gebildet wurde. Hieran schloss sich i.d.R. noch Hoheitsgebiet der DDR an. Den tatsächlichen Grenzverlauf markierten Grenzpfähle.
 

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